Outside Tokyo #12

29.08.2002 

Reso'cha Shopping in Hawaii
 
Heute melde ich mich aus Honolulu, Hawaii. Seit zwei Wochen habe ich Japan vorläufig den Rücken gekehrt und mache mitten im Pazifik Urlaub, Genau genommen nutze ich die Zeit um meinen Pilotenschein zu machen. Mehr dazu in einer der nächsten Folgen.

Heute möchte ich Euch in einer meiner letzten Folgen der Japan Details nochmals ein wenig über Japan bzw. Japaner erzählen. Hawaii ist für die Japaner so wie Mallorca für die Deutschen. In gerade mal 6,5 Stunden kommen die JAL Jumbos fast im Stundentakt aus Tokyo, Osaka, Nagoya, Hiroshima und Sapporo eingeflogen, wie ich nun täglich auf dem Flugfeld sehen kann. Japan Airlines hat dafür extra eine besondere Marke kreiert "Reso'cha" was wohl Entspannung im Resort suggerieren will. Die Flugzeuge sind mit grossen pinken Blumen bemalt und sind damit echte Farbtupfer auf dem Airport. Der Flug selbst ähnelt eher einer Dauerwerbesendung aus Duty Free Shopping und zahlreichen Videos, die einem zeigen, welche Shopping Center in Hawaii besonders empfehlenswert sind. Kurz vor der Landung bekamen wir alle noch die Broschüre und Karte zum Sammeln der Aloha-Miles und wurden in die Konsumwelt entlassen.

Nicht nur die am Ausgang wartenden Abholer, auch die Immigration-Beamte, Busfahrer, Tankwarte und überhaupt jeder trägt Hawaii-Hemden, hoch lebe Magnum. Noch erstaunlicher ist aber, dass auch alles auf Japanisch funktioniert. So sind viele Verkehrszeichen, Busbroschüren und natürlich alles, was irgendwie mit Einkaufen zu tun hat zweisprachig gehalten. Der wahre Reisezweck der Japaner ist damit leicht erkennbar, es geht nur nebensächlich um Strand und Palmen, im Vordergrund steht "Shoppen bis zum Abwinken". So bietet Waikiki auch eine perfekte Mischung für diese Bedürfnisse. Ein typisch japanischer Reisegast eilt morgens früh an den Strand um Bräune zu tanken, oder auch um vollkommen zugedeckt ja keine Sonne abzubekommen, schließlich gilt Blässe in Japan als chic. Die zweite Tageshälfte wird dann mit Einkaufen in den zahllosen und sehr großzügig gestalteten Einkaufszentren verbracht, Hauptsache Aloha-Miles sammeln. Es soll sogar Leute geben, die schon mehrmals in Hawaii waren, aber noch nie am Strand gewesen sind. Dies ist wohl nur vor dem Hintergrund zu verstehen, dass die japanische Pauschalreise maximal 5 Übernachtungen beinhaltet, womit der Stress vorprogrammiert ist. Die japanische Reiseindustrie begegnet dem mit einem erweiterten Serviceangebot. So bekommt man schon vor der Abreise in Japan ein Leihhandy - die japanischen Mobiltelefone werden hier nur als Taschenrechner und zum Fotografieren bei der Anmache benutzt - und man kann sich auf den Oli Oli-Shuttle-Trolley von JTB (japanischer Reisegigant, vergleichbar TUI) verlassen. Der Trolley sammelt alle kaufwilligen Japaner bei den Hotels ein und bringt sie zu den Shopping Centern, allen voran der Duty Free Galeria mitten in Waikiki; kurz nach 23 Uhr geht es dann der letzte Bus zurück, so dass das Gewusel um diese Zeit rapide abnimmt. Unnötig zu erwähnen, dass dieses Bussystem vollständig auf Japanisch gemanagt wird und man ohne JTB-Clubkarte gar keinen Zutritt erhält. Aber auch in den öffentlichen Bussen sehe ich allmorgendlich zahlreiche Japaner, die höchst angespannt die Fahrt verfolgen, um mangels Englischkenntnisse nicht die gewünschte Haltestelle zu verpassen. Oft handelt es sich dabei um Paare, bei denen Sie Ihn zum Einkaufen schleift, wenn überhaupt, sprechen meist die Japanerinnen etwas Englisch. Aber auch Familien sind sehr zahlreich, gelegentlich sogar samt Großmutter.

Die Leute aus Osaka, Japans Metropole bekannt für den Handel, erkennt man leicht am mitgeführten Taschenrechner. Als ich im Louis Vuitton Geschäft mit zwei Wartenden ins Gespräch kam, wurde mir sofort vorgerechnet, dass man hier doch gut 20% spare, also gleich für die ganze Verwandtschaft einkaufen würde. So ist auch nicht verwunderlich, dass Japaner im Hawaiiurlaub durchschnittlich 150 USD pro Tag ausgeben, auch wenn ich auf noch höhere Beträge getippt hätte. Hinzu kommt noch der satte Reisepreis von ab 2000 USD für die (kurze) Pauschalreise, da wird muss das Konto doch irgendwie strapaziert werden. Bei den Läden gibt es neben den ganzen Markengeschäften aber auch jede Menge japanischer Geschäfte und vor allem Restaurants. So sind die Ramen-Restaurants (eine Art Nudelsuppe) genauso voll besetzt, wie auch die zahlreichen Sushi-Restaurants und Karaoke-Bars. Bemerkenswert ist aber auch, dass es viele Läden gibt, in denen Porno-Videos verkauft werden, deren Ladenschilder aber ausschließlich japanisch sind. Ob das wohl mit der amerikanischen Gesetzgebung auf diesem Gebiet zusammenhängt? Und natürlich ist das Trinken von Alkohol am Strand verboten - zum Glück gibt es das japanische Bier in den Convenience Stores, so dass man allabendlich folgendes (trauriges) Schauspiel beobachten kann. Zwischen 22 und 23 Uhr bilden sich in den ABC Stores Schlangen an den Kassen, meist Japaner, die sich ihr japanisches Bier und den gliebten Grüntee (Mondpreis von 3 USD für 0,5l) kaufen, bevor sie mit ein paar Snacks auf ihren Hotelzimmern verschwinden.

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